|    | 
        
        
          
             Sinnesleistungen in der Vogelwelt
          
         
        Vom wem die Rede ist? Eigentlich keine Frage. Zugvögel, ob groß wie ein 
        Storch oder klein wie eine Schwalbe, sie sind gemeint. Nicht nur Generationen von Wissenschaftlern, 
        auch den Taubenzüchter aus der Nachbarschaft, bewegen sicherlich Fragen betreffend der Orientierung 
        und Navigation (oft auch als Heimfindesinn bezeichnet) von Tauben und Zugvögeln schon wesentlich 
        mehr. 
         
        Gleich ob es sich um Tauben handelt, die über große Entfernungen wieder zielsicher den heimischen Schlag 
        finden, oder um Zugvögel, die ebenso zielsicher im Frühjahr wieder über Tausende von Kilometern an ihrem 
        alten Nistplatz eintreffen, die Frage nach der Orientierung bleibt für den Menschen ein Phänomen. Allerdings 
        ein Phänomen, bei dem die Unlösbarkeit des Geheimnisses zu bröckeln beginnt. Unzweifelhaft liegt noch 
        vieles im Dunklen, wenn es um den Orientierungssinn von Zugvögel und Tauben geht. So fanden Tauben selbst 
        dann Heim, wenn ihnen die Augen mit milchigen Haftschalen verklebt wurden. 
         
        Doch schauen wir uns zunächst die Sinnesleistungen von Tauben und Zugvögeln an. Lange Zeit galt als 
        eine mögliche Orientierungshilfe die Ausrichtung nach den Magnetfeldlinien unserer Erde, dann traten 
        immer mehr berechtigte Zweifel auf, die dagegen sprachen. Neuste Forschungsergebnisse sprechen nun wieder 
        sehr stark dafür, dass das Magnetfeld der Erde sehr wohl eine Hilfe zur Orientierung sein könnte. Dazu 
        weiter unten noch etwas ausführlicher. 
         
        Als unbestritten gilt jedoch, das sich Zugvögel nach dem Stand der Sonne, sowie nach Sternen orientieren 
        können. Wohlgemerkt nicht nach einzelnen Sternbildern vermutlich, sondern vielmehr die Gradzahl entsprechend 
        der Drehrichtung des Sternenhimmels. Den Stand der Sonne sollen Zugvögel selbst noch bei geschlossener 
        Wolkendecke durch die Richtung des polarisierten Lichtes wahrnehmen können. Auch dient der Stand der 
        Sonne nicht nur als Richtungsweiser für die Orientierung schlechthin, sondern ebenfalls mehr die Gradzahl, 
        mit der sich diese im Verhältnis zur Tageszeit über dem Horizont erhebt.  
        Beim Sonnenstand und ebenso beim Stand der Sterne als Wegweiser gehen Wissenschaftler davon aus, dass 
        dieser ständig mit der inneren biologischen Uhr abgestimmt wird, um die Richtung zu halten. So eine 
        innere Uhr, die den biologischen Rhythmus steuert, besitzen nicht nur wir Menschen, Tauben und Zugvögel 
        mit Gewissheit auch. Erst in der letzten Flugetappe werden dann geodätische Anhaltspunkte als Ortsgedächtnis 
        mit zur Hilfe genommen. 
         
        Ein Beispiel von vielen Experimenten, durchgeführt bereits Ende der 50ger Jahre von F. und E. Sauer, 
        soll dies verdeutlichen. Isoliert aufgezogene Jungvögel der Grasmücke wurden in einem Rundkäfig gehalten. 
        Zu Beginn der Zugzeit wurde dieser Käfig dann so aufgestellt, dass diese Zugvögel Ausblick auf den Sternehimmel 
        hatten. Wenn sie ihre Zugunruhe durch Flatterbewegungen abreagieren wollten, so stellten sie ihren Körper 
        in Zugrichtung auf. Wurde ihnen jedoch der Ausblick auf den Sternehimmel verwehrt, so konnte auch keine 
        Priorität bei der angedeuteten Abflugrichtung bei den Flatterbewegungen mehr beobachtet werden. 
         
        Das sich auch unsere Brieftauben nach dem Stand der Sonne als Hilfe zur Orientierung richten, dafür 
        gibt es eindeutige Belege. In Versuchen wurden Tauben tagelang in künstlichen belichteten Räumen gehalten 
        und die Hell-Dunkel-Phasen um 12 Stunden verschoben. Als Ergebnis zeigte sich, dass auch die Tauben 
        nach ihrer Freilassung um 180° verdreht in der Richtung abflogen. Scheinbar unklar bleibt hier noch 
        die Frage, wie Tauben nun mit milchig verklebten Augen eigentlich den Schlag finden. Fanden sie auch 
        oft nicht und ließen sich in der Nachbarschaft nieder. Eigentlich ein Zeichen dafür, dass Tauben mit 
        Hilfe von Magnetfeldlinien, Sonnenstand und Sternen zwar Richtung und Gebiet, also Längs- und Breitengrade 
        orten können, doch wenn der Sehsinn beeinträchtigt ist, von allein oft nicht mehr zu ihren Jungen finden. 
         
        Doch kommen wir noch einmal zum Magnetfeld unserer Erde als Hilfe zur Orientierung für Zugvögel. Gerade 
        bei Tauben wurden hier so einige wissenschaftlichen Experimente durchgeführt. Unter anderem wurden den 
        Tauben Magnete auf den Rücken befestigt, die zu keiner Beeinträchtigung der Orientierung führten. Erst 
        als man den Tieren kleinste Magnete an der oberen Hälfte des Schnabels befestigte, ließ die Orientierung 
        zu wünschen übrig. Daraus schlussfolgerte man an der Universität Auckland im Jahre 2004, dass die Schnäbel 
        der Zugvögel kleinste Partikel oder Kristalle eines Eisenoxids enthalten müssten. Diese Partikel namens 
        Magnetits wären nur nicht groß genug, um sie mit dem Mikroskop zu sehen. Mehr zum Thema "Magnetits" 
        und neuere Forschungsergebnisse auf der nächsten Seite. Doch es kommt noch besser. 
         
        So heißt es in einschlägigen Berichten, dass Experimente mit Tauben dahingehend verliefen, dass man 
        einigen Tieren den Sehzweig des Hirnnervs abtrennte, anderen hingegen den Riechnerv durchtrennte. Das 
        Ergebnis dieser wissenschaftlichen Untersuchungen ergab, blinde Tauben verlieren schneller die Orientierung 
        als geruchslose Tauben. Na wer hätte das gedacht. Ob diese Untersuchungen eine Form von unnützer Tierquälerei 
        darstellen, wo eigentlich seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, dass Vögel allgemein, einschließlich 
        aller Arten von Zugvögel, einen unterentwickelten Gesuchsinn besitzen, diese Frage kann sich jeder Leser 
        selbst beantworten. 
         
        Eine andere Studie wurde an der Universität in Pisa erstellt. Hierbei kamen Forscher zu der verblüffenden 
        Einsicht, dass sich Tauben vermutlich doch nach dem Geruchsinn orientieren könnten. Die Forscher durchtrennten 
        für diese Studie bei einer Gruppe von Tauben die Riechnerven und bei einer anderen Gruppe von Tauben 
        die Nerven, die vermutlich für die Wahrnehmung von Magnetfeldern zuständig sind. Im Anschluss an diesem 
        Akt der Verstümmelung sollte der Heimfindesinn der Tauben näher erforscht werden. Dazu wurden alle Tauben 
        in eine gewisse Entfernung transportiert und freigelassen.  
        Von der ersten Gruppe fanden nur wenige Tauben zum Schlag zurück, von der zweiten Gruppe die überwiegende 
        Mehrzahl der Tauben. An Hand dieses Ergebnisses kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Tauben über 
        größere Entfernung sich an dem Stand der Sonne und an dem Magnetfeld der Erde orientieren, nebenbei 
        jedoch noch eine Art von Duftlandkarte von der Umgebung ihres Taubenschlages in ihrem Hirn speichern 
        würden. Mit Hilfe dieser Duftlandkarte könnten Tauben dann in der Endphase ihres Fluges ihren heimischen 
        Taubenschlag genauer lokalisieren. 
         
        Was sollte ein Leser von diesen und ähnlichen Artikeln halten? Zuerst einmal, wenn auch noch vieles 
        im Bereich der Tierwelt bisher unerforscht ist, doch die Geruchsleistung von Tieren ist zumindest wissenschaftlich 
        recht gut dokumentiert. So gehen die Wissenschaftler und Forscher mehrheitlich davon aus, dass Vögel 
        nur über einen unterentwickelten Geruchssinn verfügen, einige Säuger hingegen über einen recht guten. 
        Nicht gänzlich umsonst werden zum Beispiel Spürhunde überall dort eingesetzt, wo es auf eine gute Spürnase 
        mit einem ausgeprägten Geruchssinn ankommt. 
         
        Ein Hund würde dank seines ausgeprägten Geruchsinns seiner eigenen Spur oder die seines Herrchens oder 
        Frauchens auch wieder bis zum heimischen Futternapf folgen können, vorausgesetzt der zeitliche Abstand 
        war nicht zu groß und die Witterungsverhältnisse waren nicht zu mies. Eine Taube hingegen wohl kaum. 
        Weiterhin, selbst ein guter Spürhund benötigt eine heiße Spur als Anhaltpunkt. Sind Zugvögel nun allgemein 
        die besseren Spürhunde? Letztendlich gibt es weitere Vogelarten, die zielsicher Geländemarken und Nistplätze 
        wiederfinden. 
         
        Einige weitere Fragen bleiben ebenfalls in diesem Zusammenhang unbeantwortet. Fragen wie folgende: Domestizierte 
        Tierarten sind nicht vorbehaltlos mit ihren wildlebenden Verwandten in ihrem Verhalten vergleichbar. 
        Dennoch, was nicht vorhanden ist, kann schwerlich bei der Zuchtauswahl berücksichtigt werden. Doch wozu 
        sollte die Felsentaube als Vorfahre unserer Haustaube eine Duftlandkarte erstellen und wovon? Von der 
        Meeresküste und den landeinwärts wehenden Winden? Riecht Meerwasser entlang der Küste alle 100 m anders?
         
        Oder dient ihr die geruchliche Ortung zum leichteren Auffinden der Küstenlinie? 
        Möglicherweise ja schon, um erst einmal eine grobe Orientierung zu haben. Doch wie sollte eine ausgebildete 
        Brieftaube, die in einer Entfernung von über 1.000 km aufgelassen wird, die Richtung erschnuppern können? 
        In dem sie sich auf dem Transport eine Duftlandkarte der Strecke einprägt? Klingt doch ein wenig 
        unwahrscheinlich. 
         
        Nebenbei bemerkt, nicht nur bei Säugern, auch in der Insektenwelt gibt es Arten, welche die Quelle von 
        speziellen einzelnen Düften bzw. bestimmte Pheromone über größere Entfernungen lokalisieren können und 
        das, obwohl sie keine riesigen Riechschleimhäute wie einige Säuger besitzen. Beim Hund ergeben die Riechschleimhäute 
        zusammengerechnet eine Fläche von um die 50 cm², somit kein Größenvergleich zur Insekten- oder Vogelwelt 
        möglich. Doch ein Insekt benötigt auch nur Rezeptoren für einige wenige Duftmoleküle, um eine Richtung 
        lokalisieren zu können. Anders eine Hundenase, die wesentlich mehr Rezeptoren benötigt, um auf rund 
        1.000 unterschiedliche Duftstoffe anzusprechen. 
         
        Übertragen auf die Vogelwelt würde das im Falle des Heimfindesinns von Tauben und einigen anderen Arten 
        von Zugvögeln voraussetzen, dass jede Umgebung eines Taubenschlages bzw. jede Umgebung eines Nistplatzes seine 
        ganz spezielle Duftmarke hat, die der groben Orientierung dienlich sein könnte. Bei Zugvögeln dürfte weiterhin 
        diese spezielle Duftmarke ihrer einstigen Nistplatzumgebung und die Duftlandkarte bis zum nächsten Frühjahr nicht 
        verloren gehen, damit die heimkehrenden Vögel nicht die Orientierung verlieren. Wobei, Zugvögel folgen 
        Routen, Tauben müssen hingegen in Abhängigkeit vom Ort der Auflassung erst eine geeignete Route erst 
        finden. 
        Dass heimatliche Düfte für das finden einer geeigneten Route hilfreich sind, scheinen immer mehr Studien 
        zu bestätigen, die aber nichts an mehr oder weniger berechtigten Zweifeln ändern. Mehr zu neueren Studien unter 
        "Orientierung von Tauben". 
         
        Etwas anders lesen sich da die Berichte von Wissenschaftlern an der Universität von Oldenburg. Diese 
        haben im letzten Jahr (Stand 2005) in der Netzhaut der Grasmücke zwei Moleküle aus der Molekülfamilie 
        der Cryptochrome entdeckt, die durchaus dazu beitragen könnten, dass Zugvögel auch die Magnetfeldlinien 
        der Erde visuell wahrnehmen könnten.  
         
        WieWie dem auch sei, vermutlich wird es eine Mischung aus Sonnenstand, Stand der Sterne und den Magnetfeldlinien 
        der Erde sein, die Zugvögeln und ebenso unseren nicht mehr Briefe befördernden Tauben eine zielsichere 
        Orientierung zu Beginn ihrer Heimreise ermöglicht. Auf der letzten Etappe kommen dann noch optische 
        Geländemarkierungen und eventuell olfaktorische Merkmale der Landschaft hinzu. 
        weiterlesen »
        Orientierung von Tauben 
           
         
         
        Hinweis: Wissenswertes zum Thema Tauben findet der interessierte 
        Leser im Web auch auf unserer Heim- und Haustierseite "www.heim-und-haustiere.de" unter dem Stichpunkt:
        
        Haus- und Straßentauben 
         
        Anmerkung: Vergleich - Mensch und Zugvögel 
         
        Eine Anmerkung, die nicht zum eigentlichen Thema über Navigationsleistungen von Zugvögeln gehört. Und 
        dennoch, nicht nur Tauben und Zugvögel verfügen über angeborene Orientierungshilfen und Navigationshilfen. 
        Auch im Verlauf der menschlichen Entwicklung gab es Zeiten, da mussten wir ohne Orientierungshilfe in 
        Form von Wegweisern und Landkarten auskommen. Auch der Mensch vermag sich in unbekannten Gefilden zu 
        orientieren, nur ohne optische Anhaltpunkte in Form von Geländemarken oder den Stand der Sonne zu berücksichtigen, 
        läuft er zuweilen im Kreis. Viel an instinktiven Verhalten zur richtigen Orientierung hat der Mensch 
        sicherlich in Folge Urbanisierung verlernt, ein Mindestmaß an Navigationsleistung ist ihn dennoch geblieben. 
        Nur das Orientierungsvermögen von Zugvögeln ist halt höher entwickelt, als das des Menschen und dieses 
        macht es für uns zu einem schwer erklärbaren und kaum nachvollziehbaren Phänomen. 
         
        Eine Frage, die Wissenschaftler und viele Mensch sich seit langem stellen, ist, wie Tauben und Zugvögel 
        sich wohl orientieren. Weitere Antworten und Fragen der Menschheit und nicht nur Fragen, welche die 
        Orientierung von Zugvögeln und Tauben betreffen, findet der Leser in den jeweiligen Übersichten. 
            
         | 
           | 
        
        
        
        
        
        
         | 
           |